September 1915: die Zimmerwalder Konferenz gegen den Krieg „Arbeiter aller Länder, vereinigt euch !“

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Es war das erste Treffen von Kriegsgegnern, seit der 1. Weltkrieg ausgebrochen war: Zwischen dem 5. und 8. September 1915 trafen sich eine Handvoll Sozialisten aus mehreren Ländern Europas in dem kleinen Schweizer Dorf Zimmerwald und riefen gemeinsam die Arbeitenden der Welt zur Verbrüderung und zum Kampf gegen den Krieg auf. Damit standen sie ganz alleine.

Um ihren Krieg für Kolonien und Rohstoffe führen zu können, hatte jede Großmacht (Deutschland, Frankreich, England, Russland) eine gigantische nationalistische Kampagne der „Vaterlandsverteidigung“ begonnen, die die Arbeiter täuschen und dazu bringen sollte, für die Interessen der Kapitalisten aufs Schlachtfeld zu ziehen.

Unterstützung erhielten sie dabei durch den Verrat fast aller europäischer Arbeiterparteien und Gewerkschaften. Diese hatten in all den Jahren vorher immer gegen Krieg und für die Solidarität aller Arbeiter gestanden. Nun aber erlagen sie dem nationalistischen Druck und stellten sich hinter ihre kriegführenden Regierungen, Generäle und Waffenhändler.

Doch nicht alle erlagen diesem allgemeinen Kriegsdruck. In Deutschland waren es Sozialisten wie Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, in Russland Revolutionäre wie Lenin und Trotzki, die vom ersten Tag an den sozialistischen Idealen treu blieben – um den Preis der Isolierung, manchmal des Gefängnisses oder Exils.

Wer zuletzt lacht…

Trotz der schwierigen Bedingungen taten sie alles, um die Beziehungen zwischen den Aktivisten der sich bekriegenden Länder aufrecht zu erhalten. Als sie sich 1915 in Zimmerwald trafen, passten sie nach den Erinnerungen von Trotzki in vier Autos! Doch die einfache Tatsache, dass diese Konferenz überhaupt stattfand, stärkte die isolierten oder eingesperrten Aktivisten und gab ihnen wieder eine Perspektive.

Das dort verabschiedete Zimmerwalder Manifest erinnerte die Arbeiter daran, dass der Sozialismus die einzige Perspektive bot, um aus der Barbarei des Krieges zu entkommen. Und es endete mit den Worten: „Arbeiter und Arbeiterinnen! Mütter und Väter! Witwen und Waisen! Verwundete und Verkrüppelte! Euch allen, die ihr vom Kriege und durch den Krieg leidet, rufen wir zu: Über die Grenzen, über die dampfenden Schlachtfelder, über die zerstörten Städte und Dörfer hinweg, Proletarier aller Länder vereinigt euch!“

So Wenige die revolutionären Internationalisten auch 1915 waren und so sehr sie auch verfolgt wurden: Ihnen hat die Geschichte Recht gegeben. Ab 1917 brachte der 1. Weltkrieg die bis dahin größte revolutionäre Krise hervor, in der die weltweite Arbeiterklasse den Krieg beendete und im Namen des Sozialismus die Herrschaft der Kapitalisten in Frage stellte.