Vor 100 Jahren: Die Arbeiterinternationale beschließt den Internationalen Frauentag

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Vor genau 100 Jahren, im März 1910, hat Clara Zetkin im Namen der sozialistischen Parteien der ganzen Welt einen Internationalen Frauentag ausgerufen. Deren Gleichberechtigung war für die Arbeiterparteien damals ein wichtiges Anliegen und ein täglicher Kampf.

Die Frauenrechtlerinnen aus den bürgerlichen Schichten kämpften in jener Zeit zu Recht für das Frauenwahlrecht oder zum Beispiel dafür, zu reinen Männerberufen wie Arzt, Anwalt, Universitätsprofessor zugelassen zu werden. Doch die Arbeiterfrauen hatten noch ganz andere Forderungen: Die deutliche Erhöhung ihrer Löhne; Schwangerschafts- und Mutterschutz, damit die Frauen nicht bis zum Tag der Geburt und direkt am Tag danach wieder in die Fabrik mussten; das Recht auf eine Berufsausbildung; das Ende des doppelten Arbeitstages in Fabrik und Haushalt…

Arbeiter- und Frauenbewegung gehören zusammen

Die Sozialdemokraten setzten sich für die Gleichberechtigung ein: Sie versuchten, Frauen der Arbeiterklasse in den Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteien zu organisieren, ihnen Bildungszirkel zu den unterschiedlichsten Fragen anzubieten und – in der übrigen Gesellschaft damals unvorstellbar – sie an führende Positionen in Gewerkschaft und Partei zu stellen.

Für die damalige Sozialdemokratie war der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau immer eng verbunden mit dem Kampf um eine andere, sozialistische Gesellschaft. Nicht umsonst war das meist gelesene Buch in der Arbeiterbewegung lange Zeit August Bebels „Die Frau und der Sozialismus“. Bebel zeigt dort auf, dass eine wirkliche Gleichberechtigung von Frau und Mann sich erst in einer Gesellschaft ohne Privateigentum und soziale Klassen entwickeln kann.
Es waren übrigens auch die Arbeiterfrauen, deren Demonstration 1917 der Beginn der Revolution in Russland war, des bislang ersten Versuchs zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft.

Ein wichtiger Kampf –
auch heute

Die heutige Krise der kapitalistischen Gesellschaft hingegen und die damit verbundenen verstärkten Angriffe auf die Arbeitenden treffen gerade die Frauen besonders, selbst in den reichen Ländern. Ihre Löhne sinken stärker, so dass sie in Deutschland mittlerweile durchschnittlich 23% weniger verdienen als Männer. Und über eine halbe Million Frauen weniger als noch vor zehn Jahren hat eine Vollzeitstelle: Sie finden nur noch Teilzeit- und Minijobs.

Zu der Diskriminierung auf der Arbeit kommt weiterhin die Diskriminierung und die Vorurteile im Haushalt, im gesellschaftlichen Leben, im Alltag. Immer noch müssen Frauen im Schnitt meiste Hausarbeit (kochen, putzen, einkaufen…) verrichten und sie sind es, die sich mehrheitlich um die Kinder kümmern. Man weiß, dass jede siebte Frau zuhause geschlagen, eingesperrt oder vergewaltigt wird. Selbst gesetzlich haben Frauen in Deutschland kein Recht auf Selbstbestimmung über ihren Körper. Ein Recht auf Abtreibung gibt es bis heute nicht wirklich – auch dank reaktionärer Kräfte wie der katholischen Kirche. Man sieht ja, warum der katholischen Kirche geborene Kinder wichtig sind…

Und in armen Ländern ist das Leben vieler Frauen zu oft einfach nur ein Trauerspiel. Ausgelaugt durch ständige Schwangerschaften, an denen sie nicht selten sterben, leben viele in häuslicher Sklaverei. Je nach Land werden sie verschleiert, geschlagen, zwangsverheiratet, beschnitten oder können lebendig verbrannt werden. Rechte haben sie oft keine.
Doch überall auf der Welt finden sich Frauen und einige Männer, die sich mutig dagegen zur Wehr setzen.

Das Programm, das die Arbeiterparteien mit der Ausrufung des Internationalen Frauentages nach vorne stellten, das heißt der Kampf um sofortige Verbesserungen für die Frauen der Arbeiterklasse, gepaart mit dem Kampf um eine sozialistische Gesellschaft, ohne jede Form von Ausbeutung und Unterdrückung, hat nichts von seiner Aktualität verloren.