Noch härtere Kontakt- und Bewegungseinschränkungen, Schulen, Läden und Cafés weiter geschlossen: Die gesamte einfache Bevölkerung nimmt massive Belastungen und oft auch heftige finanzielle Einbußen auf sich, um die Zahl der Infektionen und Toten endlich wieder zu senken. Doch die Konzerne brauchen sich an keine dieser Einschränkungen zu halten!
Im Betrieb und auf dem Weg dahin dürfen sich weiter Tag für Tag unzählige Hausstände treffen. Und auch die 15-Kilometer-Regel gilt für Unternehmen selbstverständlich nicht.
Eltern müssen sich in ihren kleinen Wohnungen den ganzen Tag um zwei oder drei Kinder kümmern, müssen sie betreuen, ihnen beim Lernen helfen – und dabei häufig sogar noch arbeiten! Das ist „zumutbar“, um das Virus einzudämmen. Aber die Konzerne zu zwingen, einige Wochen lang den Bau von Autos, von Rüstungsgütern, die Produktion von Farbstoffen oder den Verkauf von Werbung im CallCenter einzustellen, das ist „unzumutbar“?
Sechsjährige Kinder müssen wochenlang auf Bildung und Spielkameraden verzichten, um die Pandemie zu bekämpfen. Aber dass die Kapitalisten ein paar Wochen lang auf ihren Profit verzichten, das ist undenkbar?
Selbst Homeoffice wird nur noch halb so vielen Arbeitenden erlaubt wie im Frühjahr. Um sie unter ihrer direkten Kontrolle zu haben, setzen viele Betriebe ihre Arbeitenden dem Risiko aus, sich in Bus und Bahn oder im Büro anzustecken.
Die Bosse haben die Frechheit zu behaupten, dass sich auf der Arbeit kaum jemand anstecken würde. Was für eine widerliche Lüge! Wir alle haben entweder in unserem Betrieb oder im Bekanntenkreis Ansteckungen am Arbeitsplatz erlebt. Doch in den meisten Betrieben wird alles getan, um geheim zu halten, wie viele sich wann und in welchen Abteilungen angesteckt haben. Die Arbeitenden können nicht einmal kontrollieren, ob alle, die betroffen sind, in Quarantäne geschickt und getestet werden.
Es geht um ihre Gesundheit und die ihrer Familien: Diese, wie so viele Informationen und Entscheidungen, gehören unter die Kontrolle der Arbeiter!
In einigen Betrieben hat man Arbeitenden sogar mit Kündigung gedroht, wenn sie dem Gesundheitsamt ehrlich sagen, mit wem sie im Betrieb alles Kontakt hatten – oder wenn sie ihre Arbeitskollegen oder Kunden informieren, dass sie infiziert sind. Dies ist eine besonders skrupellose Form von dem, was letztlich die gesamte kapitalistische Klasse und die Regierung macht: nämlich das Recht auf Profit über die Gesundheit, über die Interessen der Allgemeinheit zu stellen – nicht nur bei Corona.
Mit ihrer Weigerung, die nicht lebensnotwendigen Betriebe herunterzufahren, schaffen sie tagtäglich neue Infektionsherde in den Transportmitteln und Betrieben und sabotieren das, was die einfache Bevölkerung unter so harten Entbehrungen zu erreichen versucht!
Für die kapitalistische Klasse wäre es kein Problem, die Wirtschaft für einige Wochen herunterzufahren und dabei alle Löhne voll weiterzubezahlen – sodass niemand Angst um seinen Arbeitsplatz und Lohn haben müsste. Die Kapitalisten haben nicht nur gigantische Vermögen in der Hinterhand. In der Krise haben sie sich sogar noch weiter bereichert.
Die 119 Milliardäre in Deutschland (also die Großaktionäre der Konzerne) haben ihr Vermögen seit März um 100 Milliarden Dollar gesteigert. Doch was machen sie mit diesem Geld? Sie zocken damit: Sie spekulieren an der Börse!
Inmitten der Pandemie, zwischen Massenentlassungen, Pleiten und wachsender Armut hat die deutsche Börse letzte Woche einen Rekordwert erreicht. Während Millionen Lohnabhängige und kleine Selbstständige um ihre Existenz bangen, schmeißt die kapitalistische Klasse in dem großen Casino der Börse mit so viel Geld um sich wie noch nie!
Ein Bruchteil des Reichtums, mit dem sie in diesem Glücksspiel zocken, würde ausreichen – und kein Lohnabhängiger und kein kleiner Selbstständiger müsste durch einen Lockdown unter Existenzangst leiden.
Doch dafür müssen wir Arbeitenden dieser parasitären Klasse entgegentreten – und durchsetzen, dass unsere gesundheitliche und materielle Sicherheit über ihrem Recht auf Profit steht.