Italien zählt bereits über 10.000 Tote durch das Coronavirus. Täglich sieht man die fürchterlichen Bilder von Lastwagen-Kolonnen, die die Toten zu den Friedhöfen fahren. Und trotzdem müssen Arbeiterinnen und Arbeiter in Italien immer wieder dafür kämpfen, dass die nicht lebensnotwendigen Betriebe endlich geschlossen werden.
Bis zum 22. März durfte sogar jeder Unternehmer noch selber entscheiden, ob er weiter produziert. Während sich die Menschen seit Wochen in ihren Wohnungen verschanzen und jeder Kontakt zu anderen Menschen verboten ist, damit sich das Virus nicht noch mehr ausbreitet, mussten sie trotzdem jeden Tag in Bussen zur Arbeit fahren und zu Dutzenden und Hunderten zusammen in Werkshallen stehen, um Gucci-Handtaschen, Küchenmixer und Autoteile zu produzieren! Erst nach mehreren Streikwellen und massivem öffentlichen Druck hat die Regierung schließlich verkündet, dass ab dem 23. März alle nicht-lebensnotwendigen Betriebe schließen müssen.
Doch auf Druck der mächtigsten Kapitalisten hat die Regierung zig Betriebe als „lebensnotwendig“ deklariert, die es ganz sicher nicht sind: zum Beispiel den gesamte Luftfahrt- und Raumfahrtsektor von Fiat oder die Schiffswerften. Ja, ganze Branchen wie die Plastik- und Gummiverarbeiter wurden als „lebensnotwendig“ deklariert unter dem Vorwand, dass in dieser Branche eine (!) Fabrik medizinisches Material herstellt. 12 Millionen Arbeitende sollten so weiter täglich gezwungen werden, in den Betrieben ihr Leben aufs Spiel zu setzen. 12 Millionen Arbeitende, die obendrein das Virus weiterverbreiten können.
Sogar für die Unternehmen wäre es eigentlich besser, wenn so viele Betriebe wie möglich geschlossen werden, weil die Epidemie dann viel schneller eingedämmt werden könnte. Doch da jeder Kapitalist nur an jetzt und sofort und seinen persönlichen Gewinn denkt, wollen sie unbedingt weiter produzieren – und machen es damit für alle schlimmer. Dieser Egoismus und die Profitlogik der Kapitalisten sind verantwortungslos und gefährlich für die Arbeiter und die Allgemeinheit!
Erneut sind es die Arbeitenden, die sich gegen diese Profitgier stellen: Am 25. März haben wieder zahlreiche Arbeitende, insbesondere Metall- und Chemiearbeiter die Arbeit niedergelegt. Unter ihrem Druck mussten wenigstens einige weitere Fabriken geschlossen werden. Auch 400 Pflegekräfte beteiligten sich mit einer symbolischen Streikminute. Hatten sie vor zwei Wochen noch Schilder hochgehalten mit dem Aufruf „Bleibt für uns zuhause“, trugen sie nun Schilder mit der Aufschrift „Streikt für uns“. Denn längst ist offensichtlich, dass nicht sorglose Spaziergänger im Park, sondern vor allem skrupellose Kapitalisten die dramatische und lebensgefährliche Situation in den Krankenhäusern verschlimmern.