Schon von Anfang an hatte die Regierung eine Ausnahme von der 800 Quadratmeter-Regelung erlaubt: die Autohändler. Und sie hat auch offen zugegeben, warum: weil sie unbedingt die Autoindustrie wieder ankurbeln will.
Mitte März hatten VW, Daimler und Co. ihre Werke geschlossen, weil die Lieferketten unterbrochen waren und sie gar nicht hätten produzieren können. Doch die Produktion in China läuft wieder, und nun scharren die Autokonzerne mit den Füßen. Erste kleinere Werke zum Beispiel für Motorenteile laufen bereits wieder an. Und am liebsten würden die Bosse noch im April ihre Fließbänder in den Montagewerken wieder anschmeißen.
Die Autokonzerne behaupten, die Arbeiter würden kein Risiko eingehen. Die Konzerne würden dafür sorgen, dass alle Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Beschäftigten eingehalten würden. Welch ein Hohn! Ein Autowerk bedeutet, dass hunderte, zum Teil tausende Arbeiter gleichzeitig zur Schicht kommen, sich in gemeinsamen Umkleiden umziehen, Pause machen, duschen, zu Hunderten pro Halle arbeiten. Dass sie eng nebeneinander an Fließbändern und Maschinen arbeiten, die Teile von Hand zu Hand reichen… Die Autobosse wissen ganz genau, dass sie hier auf einen Schlag zehntausende Arbeiter extrem hohen Risiken aussetzen. In Vesoul (Frankreich) hat Peugeot-Citroen einen Betrieb aufrechterhalten, der Ersatzteile liefert. Sie hatten behauptet, hier könnten sie alle Sicherheitsregeln einhalten, mit 1,5m Mindestabstand, Desinfektion und Schutzmasken. Von wegen! Nach drei Wochen waren bereits 128 der 1.200 Arbeiter an Covid-19 erkrankt. Doch das Werk läuft trotzdem weiter!
Ja, Merkel, Söder und Co. geben sich besonnen und vorsichtig. Doch die Vorsicht endet sofort, wenn es um die Interessen der großen und mächtigen deutschen Autokonzerne geht. Deren Wünsche – egal wie kriminell sie sind – sind für die Regierung Gesetz.