Jeder Arbeitende weiß, dass die Konzerne uns die größten Märchen erzählen können, wenn sie Angriffe wie Entlassungen und Lohnverzicht rechtfertigen wollen. Die Bosse nutzen die Tatsache, dass niemand ihre Aussagen kontrollieren kann: Geschützt durch Geschäfts- und Bankgeheimnis, flankiert durch ein ganzes System von Tochtergesellschaften, Beteiligungen usw. können sie ihre Bilanzen beliebig frisieren, können offiziell Gewinne oder Verluste machen, wie sie es gerade brauchen.
Dieses System zum Betrug an Arbeiterklasse und Öffentlichkeit schätzen und perfektionieren alle Kapitalisten, unterstützt durch entsprechende Gesetze. Doch die Manager des Münchner Wirecard-Konzerns haben diesen undurchdringlichen Dschungel genutzt, um auch ihre eigenen Aktionäre und die Banken zu betrügen – und deshalb ist es diesmal zu einem Skandal gekommen. Sie hatten in ihren Bilanzen knapp 2 Milliarden Euro erfunden, die es gar nicht gab. Und „unabhängige“ Wirtschaftsprüfer hatten ihnen das jahrelang bestätigt.
Doch Wirecard konnte sich damit auch deshalb so lange halten, weil der deutsche Staatsapparat selbstverständlich einen deutschen DaX-Konzern nach Kräften unterstützt. Noch 2019 arbeiteten ein ehemaliger CSU-Staatssekretär und der ehemalige CSU-Minister zu Guttenberg als Lobbyisten für Wirecard, und Merkel fädelte für den Konzern Geschäfte bei ihrem Staatsbesuch in China ein. Dabei hatten bereits seit 2010 Journalisten immer wieder auf mögliche Geldwäsche und Bilanzfälschungen bei Wirecard aufmerksam gemacht. Doch die „Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht“ (BaFin), die dem Bundesfinanzminister untersteht, ist keinem dieser Hinweise nachgegangen. Stattdessen hat sie jedes Mal… die Journalisten verklagt. Bis es nicht mehr anders ging, haben alle Rädchen des Staatsapparates ihre Rolle erfüllt: die deutschen Konzerne zu schützen.
Damit eine Kontrolle über die Machenschaften und Lügen der Konzerne möglich ist, müssen Geschäftsgeheimnis und Bankgeheimnis abgeschafft werden und die Kontrolle in den Händen derjenigen liegen, die nicht über zig Fäden mit den Kapitalisten verbunden: in den Händen der arbeitenden Bevölkerung.