Viele Menschen waren schockiert zu hören, dass Amazon einen rechtsradikalen Wachdienst engagiert hatte, um ihre tausenden Saisonarbeiter aus Süd- und Osteuropa zu bewachen. Die Saisonarbeiter, die für Niedriglöhne arbeiten und in Ferienbungalows zusammengepfercht hausen mussten, wurden zur Arbeit eskortiert und überwacht. Regelmäßig durchsuchten die Rechtsradikalen die Bungalows und auch die Arbeiter selber, damit diese ja nicht auf die Idee kämen, auch nur ein Stück Bindfaden von Amazon einzustecken. Und um sie alle so einzuschüchtern, dass sich niemand beschwert oder widerspricht.
Skrupellos nutzte Amazon hierfür aus, dass Arbeitslosigkeit und Armut viele Arbeiter dazu treiben, in ihrer Verzweiflung jeden Job anzunehmen. Die Existenzangst, die in Ländern wie Spanien oder Rumänien noch größer ist als hier, verleiht den Unternehmern eine fast diktatorische Macht über die Arbeiter, mit der sie ihnen immer schlechtere und menschenunwürdige Bedingungen aufzwingen können.
Und es ist kein Zufall, dass Amazon dabei in den Rechtsradikalen willige Helfer gefunden hat. Es passt zu deren ganzer Ideologie, Schwächere und insbesondere ausländische Arbeiter im Interesse der Herrschenden zu terrorisieren und sie in Angst und Unterdrückung zu halten.
Für uns Arbeitende ist es im Gegenteil lebensnotwendig, dass deutsche und ausländische Arbeitende zusammenhalten. Denn letztlich sitzen wir Arbeitenden alle im gleichen Boot: Wenn es den Unternehmen gelingt, bei einem Teil von uns solche schlechten Arbeitsbedingungen durchzusetzen, dann dauert es nicht lange, bis sie versuchen, diese Verschlechterungen auf alle Arbeiter auszuweiten.
Und man sieht ja, wie dreist die Unternehmen schon heute immer mehr Arbeiter zu überwachen versuchen: Sie machen Jagd auf Arbeiter, die mit einem Krankenschein zuhause sind, die 5 Minuten Pause machen und einen Kaffee trinken, oder die die Reste nehmen, die sonst auf dem Müll landen würden. Viele Unternehmer können außerdem mittlerweile jeden Arbeitsschritt per Computer überwachen. Und längst sind es nicht mehr nur Lidl und Aldi, die Überwachungskameras installieren, Taschen und Spinde der Arbeiter durchsuchen und ihnen sogar Detektive auf der Arbeit oder zuhause vorbeischicken.
Die Kapitalisten tun glatt so, als wären alle Arbeitende potenzielle Verbrecher, die nichts anderes im Sinn hätten, als ihrer Firma alle Waren zu stehlen und sie um die Arbeitszeit zu betrügen. Und als müssten sie Angst haben, dass wir Arbeiter sie ausrauben und arm machen könnten!
Dabei ist es nun wirklich umgekehrt: Die Kapitalisten werden immer reicher, und zwar weil sie UNS bestehlen. Sie bestehlen die Arbeiter bei ihrem Lohn, indem sie sie für immer niedrigere Löhne und teilweise nur noch für 7 Euro die Stunde arbeiten lassen. Sie stehlen ihre Lebenszeit, indem sie sie immer häufiger nachts und am Wochenende arbeiten lassen. Sie stehlen ihre Gesundheit, indem sie die Arbeitshetze dermaßen steigern, dass viele schon mit Mitte dreißig unter chronischen Muskel- und Rückenkrankheiten leiden. Oder indem sie ohne Rücksicht auf mögliche Risiken giftige Stoffe oder vergammelte Lebensmittel verarbeiten.
Und wie oft rauben sie Arbeitenden und ihren Familien die Existenzgrundlage, stehlen ihnen den Arbeitsplatz, nur um an der Börse noch mehr Gewinn verkünden zu können?
Die Kapitalisten sind die wahren Kriminellen in dieser Gesellschaft. Oder besser gesagt, die gesamte Funktionsweise ihrer kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist kriminell. Es ist eine Gesellschaftsordnung, die nur auf Profit ausgerichtet ist, ohne Rücksicht auf Verluste. Und in der eine kleine Minderheit an Kapitalisten das Recht und die Macht hat, wie Diktatoren über das Leben der arbeitenden Bevölkerung zu regieren, sie zu bestehlen, auszupressen und zu befehligen.
Allerdings ist bislang noch jede Diktatur eines Tages gestürzt worden.