Die Hinweise mehren sich, dass die Fluggesellschaft Spanair die Flugzeugkatastrophe vom 20. August, bei der in Madrid 154 Menschen ums Leben kamen, durch ihren unverantwortlichen Umgang mit Sicherheitsfragen zumindest mit verschuldet hat. Schon drei Tage vor der Katastrophe war dieselbe Maschine trotz technischem Defekt geflogen. Und am Tag selber musste das 15 Jahre alte Flugzeug starten, obwohl eine weitere technische Panne den Abflug zunächst verhinderte.
Erst durch das Unglück kam ans Licht, unter welchen Umständen bei der Fluggesellschaft gearbeitet wird. Keine 3 Stunden, bevor das Flugzeug auf dem Rollfeld zerschellte, verbreitete die Gewerkschaft der Flugkapitäne Sepla eine Protestnote, in der die Überlastung der Beschäftigten angeprangert wurde und der permanente Druck, der ausgeübt werde, damit „Crews und Wartungspersonal die Normen missachten, inklusive der vorgeschriebenen Ruhezeiten“. Bereits mehrfach hatte die Gewerkschaft auf mangelnde Wartung und fehlendes Personal aufmerksam gemacht. Doch um die weniger gewinnbringende Spanair verkaufen zu können, fährt der Mutterkonzern SAS weiter einen harten Sparkurs, bei dem nicht zuletzt ein Drittel der Arbeitsplätze gestrichen werden sollen.
Es ist dies keine Besonderheit von Spanair. Es ist auch keine Besonderheit der Billigflieger, sondern eine Politik aller Fluggesellschaften und aller Transportfirmen – wie der Deutschen Bahn, die beispielsweise die Wartungsintervalle für einige ICE-Züge von 60.000 auf 300.000 km hochgesetzt hatte, was erst ans Licht kam, als in Köln im Juli ein ICE entgleiste. Im Grunde passiert dasselbe in allen Betrieben. Überall nehmen die Bosse in Kauf, dass durch zunehmenden Stress,Sparmaßnahmen, vermehrten Ein satz von im Betrieb unerfahrenen und schlechter ausgestatteten Fremdfirmen und Leiharbeitern das Unfallrisiko steigt. Bei Bahn oder Flugzeug, wo jedes Mal Hunderte Menschen betroffen sind, sind die Folgen besonders dramatisch
Bei Spanair hatten Beschäftigte bereits mehrfach mit Streik gegen die unhaltbaren Zustände gedroht. Und eine Woche vor dem Absturz konnte eine Maschine erst 14 Stunden später fliegen, weil sich die Besatzung weigerte zu starten. Sie haben damit eines erneut bewiesen: In den Händen und unter der Kontrolle der Beschäftigten und der Bevölkerung wären Verkehrsmittel wie Betriebe wesentlich sicherer und besser aufgehoben als in den Händen von Aktionären, die wie Parasiten nur daran interessiert sind, den Gewinn herauszusaugen… auch wenn ihr Opfer dabei stirbt.