Karstadt/ Hertie: Heuschrecken nach deutscher Art

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Die Kaufhauskette Hertie hat Konkurs angemeldet. Die 4100 Beschäftigten in 73 Warenhäusern, davon allein 4 in Essen, wissen nicht, was sie morgen erwartet: Ob ein neuer Investor kommt und ein Teil weiterarbeiten kann, zu schlechteren Bedingungen – oder sie alle bald auf der Straße stehen.

Viele Beschäftigte haben den Konkurs erst aus der Presse oder sogar von Kunden erfahren. Wie kann man deutlicher seine Verachtung für die Belegschaft zeigen? Umso mehr, als die Insolvenz wahrscheinlich alles andere als ein kurzfristiger Beschluss war. 2005 hat der Karstadt-Konzern seine drei Töchter Hertie, SinnLeffers und Wehmeyer verkauft, alle drei an britische und amerikanische Finanzinvestoren. Und alle drei haben im Juli und August 2008 Insolvenz angemeldet.

Der Vergleich mit dem Fall Siemens/BenQ drängt sich auf. Der Essener Großkonzern Karstadt wollte die Kaufhäuser loswerden, die nicht mehr so rentabel waren. Und um zu verhindern, dass sie einen kleinen Teil der über Jahrzehnte mit den Karstadt-Filialen erzielten Gewinne für die betroffenen Beschäftigten ausgeben müssten, haben sie die Filialen rechtzeitig zum Ausschlachten an britische und amerikanische Finanzgruppen verscherbelt

Ja, Heuschrecken gibt es nicht nur in Übersee. Ihre deutschen Artgenossen, nicht weniger gefräßig, beherrschen die Vorstände und Aufsichtsräte – nicht nur von Karstadt.