Wie viel tausend Tote, wie viel zehntausend Obdachlose, wie viele hunderttausend Hektar zerstörten Landes haben die gigantischen Brände in Russland gefordert? Wie viele wurden durch giftige Dämpfe geschädigt? Keiner weiß es. Die russischen Behörden hüllen sich in Schweigen, vertuschen und verharmlosen die Folgen dieser Katastrophe, der sie offensichtlich völlig ohnmächtig gegenüberstanden.
Es ging mal anders
Dabei sind Waldbrände hier nichts Neues: Schon immer haben sich die torfreichen russischen Ebenen und die riesigen Waldbestände in trockenen und heißen Sommern spontan entzündet.
Als 1917 die Arbeiter und Bauern in der Revolution erfolgreich – als bislang einzige der Welt – ihre Ausbeuter verjagten und selber die Macht eroberten, ermunterte der junge Arbeiterstaat die Bewohner der Waldbezirke, eigenständig Organe zur gemeinschaftlichen Verwaltung dieses hochentzündlichen Rohstoffes zu gründen.
Später wurden zahlreiche Genossenschaften zur Bearbeitung und Instandhaltung der Wald- und Torfgebiete geschaffen, ebenso ein großer Stamm an Waldhütern. Dies verhinderte viele Brände und begrenzte vor allem den Schaden, den sie anrichten konnten.
Profit… oder Wald
Anfang der 90er Jahre jedoch, als die Sowjetunion auseinanderbrach, erklärten die Herrschenden: Von nun an solle die Wirtschaft einzig auf das ausgerichtet werden, was am meisten Profit einbringe. Gierige Bürokraten rissen sich daraufhin alle Teile der ehemaligen staatlichen Wirtschaft unter den Nagel, die Gewinn einbringen konnten.
Der unprofitable Rest verfiel oder wurde abgeschafft, jede Form von geplanter Verwaltung der Wirtschaft und der Umwelt verschwand. Die Stellen der 70.000 Waldhüter, zahlreiche Feuerwehren und 70% der Wetterstationen wurden abgeschafft.
Statt für sinnvolle Investitionen geben die Neureichen Russlands das Geld, das sie durch die Privatisierung ergaunert haben, für Villen an der Côte d’Azur oder für englische Fußballvereine aus. Und dies alles mit dem Beifall der westlichen Staatsführer für diese Bekehrung eines so genannten kommunistischen Landes zu den angeblichen Wohltaten des Kapitalismus.
Das Ende der geplanten Wirtschaft und die Schließung zahlreicher Staatsbetriebe haben außerdem dazu geführt, dass die Bevölkerung vieler entfernter Waldgegenden keine Arbeit und kein Einkommen mehr hat. Viele sind daher in den letzten Jahren in die großen Städte geflohen, wodurch die Waldgegenden nicht mehr in Stand gehalten werden – eine weitere Ursache für das Ausmaß der Brände.
Die Asche von 20 Jahren
Die Feuerkatastrophe, die Russland den Atem raubte, hat also nicht nur natürliche Ursachen. Sie ist auch nicht, wie Journalisten angedeutet haben, das Erbe der angeblichen „kommunis-tischen“ Vergangenheit.
Im Gegenteil, sie ist in erster Linie die Folge der kapitalistischen Profitlogik, die nicht nur in Russland auf katastrophale Weise wütet… Man denke nur an BP und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko.
Umweltkatastrophen, humanitäre Krisen, Wirtschaftskrisen… Jeder Tag liefert uns einen neuen Beweis für die monströse Unfähigkeit der kapitalistischen Verwaltung der Gesellschaft.
An ihrer Stelle braucht es ein System, in dem die Bevölkerung die öffentlichen Behörden und Finanzen kontrollieren kann. In dem sie vor allem überwachen und entscheiden kann, wozu das Geld verwendet wird, das sich heute die Banker und Kapitalisten einstecken. Ohne ein solches System, das sich Kommunismus nennen könnte, wird die gesamte Gesellschaft nach und nach ersticken.