Ich gehöre zu denen, die jeden Tag mit der S-Bahn zur Arbeit fahren. Ich hatte volles Verständnis dafür, dass der entdeckte Bergbau-Stollen beim Essener Hauptbahnhof eine Ausnahmesituation war und dies zwangsläufig heftige Folgen und Verspätungen für die Bahn bedeutete. Für den Fernverkehr wurden schnell vernünftige Umleitungen organisiert. Als Fahrgast bekam man sofort klare Informationen, welchen Zug man wann und wie nehmen muss.
Aber warum war das für die Benutzer der S-Bahn nicht möglich? Anderthalb Wochen hat es gedauert, bis es die Bahn nötig fand, für die Benutzer mit den nicht so teuren Fahrkarten die Versorgung zu organisieren, die Fahrpläne zu ändern und ihre Fahrgäste überhaupt mal zu informieren.
Bis dahin war das S-Bahn-Fahren ein echtes Lotteriespiel. Man stieg auf gut Glück in eine S-Bahn ein, die oft schon eine halbe Stunde Verspätung hatte. Plötzlich, ohne dass es vorher angekündigt war, hieß es dann zum Beispiel in Velbert-Neviges: „Dieser Zug endet hier. Bitte steigen Sie aus. Die nächste S-Bahn kommt in wenigen Minuten.“ Da stand man dann an einem kleinen verlorenen Bahnhof ohne Schutz vor Kälte und wartete nicht mehrere Minuten, sondern eine halbe Stunde auf die nächste S-Bahn. Das ist mir nicht einmal, sondern gleich mehrfach passiert.
Ganz klar werden bei der Bahn Prioritäten gesetzt, und die Priorität ist nicht die Zufriedenheit der 170.000 Pendler des Nahverkehrs, Arbeiter und Schüler, oder der älteren Frau, die zum Einkaufen fährt. Ihre Priorität sind die Züge mit den teuren Fahrkarten, die sie außerdem bei Verspätung erstatten müssen. Sprich: ihre Priorität ist das Geld.