„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“

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Zehntausende junge Leute sind in der letzten Woche auf die Straße gegangen. Schüler, Berufsschüler und Studenten demonstrierten gemeinsam für kleinere Klassen, mehr Lehrer, für die Abschaffung der Studiengebühren und eine einzige Schule für alle bis zur 10.Klasse, das heißt für die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems.

Ein Schulsystem der sozialen Ungerechtigkeit

Die Trennung in Haupt-, Realschule und Gymnasium, die in Deutschland immer noch existiert, zeigt besonders deutlich, dass die Schule die sozialen Ungerechtigkeiten nicht etwa verringert, sondern befestigt.
Wenn ein Kind gerade 10 Jahre alt ist, müssen Lehrer und Eltern schon festlegen, auf welche Schulform es geht. Als ob man schon in diesem Alter einschätzen könnte, welche Fähigkeiten und Begabungen ein Kind hat!
Eben weil ein Kind seine eigene Persönlichkeit noch gar nicht richtig entwickelt hat, entscheidet viel mehr der soziale Hintergrund, also Beruf, Ausbildung, soziales Umfeld und der Geldbeutel der Eltern, auf welche Schule das Kind kommt und damit, was es lernen darf, welchen Abschluss und welchen Beruf es machen kann.
Kinder aus Arbeiterfamilien haben allein schon dadurch nie dieselben Chancen wie ein Kind, dessen Eltern Richter, Journalisten oder Ärzte sind. Und all die „Reformen“ der letzten Jahre haben diese Ungerechtigkeit noch verschlimmert. Die Einführung der Studiengebühren ist eine wirkliche Hürde, die Kinder aus der einfachen Bevölkerung daran hindert, zu studieren.

Auch die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf 12 Jahre, die überfüllten Klassen, die fehlenden Lehrer benachteiligen genau diese Kinder. Denn sie können dies kaum durch eine „zweite Schule“ zu Hause, durch die Familie oder teure Nachhilfe ausgleichen.
Alle Maßnahmen der Regierung versperren so den Kindern der arbeitenden Bevölkerung immer noch mehr den Zugang zu einer guten und umfassenden Ausbildung.

Eine Ausbildung, die des 21. Jahrhunderts würdig ist

Eine solche umfassende Ausbildung würde bei den ganz Kleinen anfangen. Sie würde ihnen die Möglichkeit geben, die unterschiedlichsten Bereiche kennen zu lernen und so ihre Lust und ihre Fähigkeiten erwecken und fördern.
Sie würde ihnen dann die Chance geben, diese Interessen und Fähigkeiten weiterzuentwickeln, so lange und so weit es ihnen möglich ist. So eine Ausbildung wäre heute für alle nötig — und möglich. Die Kinder sind schließlich die Zukunft der Gesellschaft.

Die Jugendlichen haben daher völlig Recht, wenn sie ihre Zukunft auf der Straße einfordern.