Der Kaukasus ist nicht so weit von uns!

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Die Kampfhandlungen im Kaukasus sind im Moment eingestellt, doch wie es weitergeht, ist völlig unklar. Dieser Krieg, der entbrannte, nachdem Georgien mit militärischer Gewalt die Herrschaft über die kleine abtrünnige Provinz Süd-Ossetien wiedererlangen wollte und Russland dies durch einen massiven Gegenschlag verhinderte, ist nicht nur ein lokales Drama. Denn seine Ursache liegt in der Rivalität zwischen den USA und Russland, die auch nach Ende des Kalten Krieges weiterhin die Gefahr nicht nur „kalter“ Kriege in sich birgt.

Seit dem Ende der Sowjetunion hat es der amerikanische Imperialismus (unter Beteiligung seiner europäischen Gehilfen) unternommen, die Staaten in die NATO einzugliedern, die einst zum sowjetischen Block gehörten. Georgien ist gerade Beitrittskandidat.

Natürlich können es die russischen Herrscher nicht gern sehen, dass ein Teil der Gebiete der ehemaligen Sowjetunion und ihres einstigen Vorhofs in eine NATO überwechseln, die Russland von Natur aus feindlich ist. Ebenso wenig, dass die USA unter Einbindung eben von Staaten wie Polen und Tschechien direkt vor der Haustüre Russlands ein großes Raketenabwehrsystem installieren will.

Anscheinend hat die georgische Regierung – jedoch vergeblich – gehofft, bei ihrem Angriff auf Süd-Ossetien eine entschiedenere Unterstützung der westlichen Mächte zu erhalten. Für diese ist die Region nämlich nicht zuletzt deshalb von so großer Bedeutung, weil durch sie notwendigerweise Pipelines hindurchführen, die Öl und Gas in den Westen transportieren. Eben weil diese Gegend für alle eine solche wirtschaftliche und strategische Bedeutung hat, gibt es keine Garantie dafür, dass auf Dauer nicht wieder die Waffen sprechen werden.

In diesem Konflikt sind bereits Soldaten und Zivilisten in den Kämpfen oder unter den Bomben gestorben – Opfer der Gier der Herrscher ihrer Länder nach Macht und Reichtum; Opfer auch der Regierenden der Westmächte, für die die Bevölkerungen nichts als Figuren im politischen Schachspiel sind. So sehr geht es USA, Deutschland und Frankreich nur um ihre eigenen Interessen, dass niemand von ihnen auch nur vorschlägt, die Bevölkerung von Süd-Ossetien selber entscheiden zu lassen, zu welchem Staat sie gehören oder ob sie unabhängig sein will.

Eine friedliche und brüderliche Welt können wir unseren Kindern erst an dem Tag gewährleisten, an dem die arbeitende Bevölkerung, die kein Interesse an Kriegen hat, allen Ausbeutern, die von der Arbeit anderer leben, die wirtschaftliche und politische Macht aus den Händen nimmt.