Seit fast einem Jahr kämpfen Teile der syrischen Bevölkerung gegen das Regime des Diktators Assad. Es ist wirklich beeindruckend, wie lange sie bereits durchhalten, trotz der brutalen Unterdrückung, der Todesopfer, der Folter, der Bomben…
Monatelang haben die westlichen Staaten dem Morden zugeschaut und nichts gesagt. Lange Zeit haben sie nicht einmal eine offizielle Verurteilung der Gräueltaten des Regimes verabschiedet, wie sie es sonst pro Forma gerne tun. Offensichtlich haben die westlichen Staaten gehofft, dass es ihrem langjährigen verbündeten und befreundeten Diktator Assad gelingt, die Aufstände zu ersticken. Doch die syrische Bevölkerung hat weiter gemacht – ohne jedwede Unterstützung von außen.
Und so fangen die Westmächte offensichtlich doch langsam an, ernsthaft nach einer Alternative zu Assad zu suchen. Es kommt ihnen dabei natürlich nicht in den Sinn, die rebellische Bevölkerung zu unterstützen. Das ist ihnen, wie sie selber zugeben, viel zu gefährlich. Man wisse ja nicht, was dabei herauskomme… Nein, was die Westmächte derzeit suchen, ist eine politische oder militärische Kraft, die Assads Rolle übernehmen kann: die scheinbar einen Neuanfang verspricht und die Aufstände beenden kann, aber gleichzeitig dafür sorgt, dass für die Westmächte alles beim Alten bleibt und die Bevölkerung auch weiterhin nichts zu sagen hat.
Bis jetzt zeigt die syrische Bevölkerung, dass sie sich nicht auf diese sogenannten demokratischen Mächte verlässt, und sie hat völlig recht. Denn bei denen reicht die Demokratie nur so weit, wie sie ihnen nützt. Die einzige Chance für die Bevölkerung ist, dass sie auch weiterhin nur auf sich selber vertraut und dass aus diesen mutigen Protesten eigene politische Perspektiven und eine eigene Organisierung erwachsen, die über den Sturz des Diktators hinaus die Frage nach sozialer Veränderung und nach einer Kontrolle der Bevölkerung über Entscheidungen in Politik und Gesellschaft stellen.