Erneut haben am Wochenende tausende Kurden in Köln und Düsseldorf demonstriert, um auf die Lage der Kurden im syrischen Kobane an der türkischen Grenze aufmerksam zu machen. Seit Wochen schon leisten dort die kurdischen Kämpfer mit dem Rücken zur Wand Widerstand, versuchen mit allen Kräften, den Vormarsch der zahlreicheren und besser bewaffneten Milizen des Islamischen Staat (IS) zu stoppen.
Doch während die kurdischen Milizen im Irak – die Peschmerga – von den USA und Deutschland mit Waffen versorgt und unterstützt werden, erhalten die Kurden in Kobane… nichts. Das höchste der Gefühle war, dass die Türkei ganzen 150 irakischen Peschmerga-Kämpfern erlaubte, über die Türkei nach Kobane einzureisen.
Denn der türkische Staat führt selber seit über dreißig Jahren einen blutigen Unterdrückungskrieg gegen die kurdische Unabhängigkeitsbewegung in der Türkei. Daher hat er absolut keine Lust, dass direkt hinter der Grenze in Syrien eine starke, bewaffnete kurdische Macht entsteht. Im Gegenteil, die türkische Regierung hofft, dass die kurdischen Kämpfer sich im Kampf gegen den IS aufreiben und nach Möglichkeit daran selber zugrunde gehen.
Und die USA? Für die ist der Kampf der Kurden gegen den IS zwar die Rechtfertigung für ihren Krieg. Sie sagt: „Seht, wie die Kurden sich gegen den IS verteidigen. Wir müssen sie in ihrem Kampf für ihre Freiheit unterstützen und deshalb Krieg in Irak und Syrien führen.“ Doch in Wahrheit führt die USA den Krieg aus ganz anderen Gründen: Ihr geht es wie immer einzig darum, ihren Einfluss und den Zugang zu den wichtigen Ölquellen in der Region nicht zu verlieren. Und Kobane macht deutlich, wie wenig sie das Los der Kurden in Wahrheit interessiert. Sobald ein strategisch wichtiger Verbündeter wie die Türkei dadurch Unannehmlichkeiten bekommen würde, lässt sie die kurdische Bevölkerung fallen wie eine heiße Kartoffel. Wenn die kurdische Bevölkerung auf eines nicht zählen kann, dann auf eine ehrliche und ernsthafte Unterstützung der USA.
Ja, die USA findet es sehr schön, dass die Kurden für sie quasi die Bodentruppen sind, die die USA in ihrem Krieg selber nicht einsetzen will. Dass so die kurdischen Kämpfer vor Ort ihr Leben riskieren und verlieren, während sich die USA darauf beschränken kann, aus sicherer Entfernung Bomben zu schmeißen.
Doch mehr als Kanonenfutter sind die kurdischen Kämpfer für sie nicht. In was für Situationen sie die Kurden damit bringt, auch gegenüber den anderen Bevölkerungsgruppen der Region, und was in den nächsten Jahren aus ihnen wird, das ist der USA vollkommen gleichgültig.
Genau das ist seit Jahrzehnten ihre Politik in dieser Region: Heute stützen sich die USA auf die Kurden, um den IS zu bekämpfen. So, wie sie sich vorher auf IS-Milizen gestützt hat, um Syriens Diktator Assad zu bekämpfen. Und wie sie sich morgen auf die nächsten Gruppen stützen wird.
Sie hetzt nach und nach jede Bevölkerungsgruppe gegen die anderen auf. Mit dem einzigen Ziel, diese Länder und vor allem deren schwarzes Gold unter ihrer Kontrolle zu halten.