Sie sind ein Teil von uns!

— Nr.

Am liebsten verschweigen und vergessen sie es. Doch am 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens mit der Türkei kamen auch die Politiker nicht drum herum zu erwähnen, wie wichtig die Millionen Arbeiter waren, die die Industrie aus Italien, Jugoslawien oder der Türkei nach Deutschland geholt hat. Sie haben die Autos und Haushaltsgeräte hergestellt, haben die Krankenhausflure und Straßen gefegt. Ohne sie hätte es das „deutsche Wirtschaftswunder“ nicht gegeben.
 
In den 50er und 60er Jahren hatten in Deutschland nämlich bereits alle einen Job, und die Industrie fand niemanden mehr, um an ihren Hochöfen und Fließbändern zu stehen oder Wände hochzuziehen. In ihrer Not durchkämmten sie die halbe Welt und holten die qualifiziertesten, jüngsten und gesündesten Arbeiter aus der Türkei, aus Portugal oder Marokko. Schnell wurden sie unersetzlich, sodass die Firmen schließlich alles taten, damit die angelernten und zuverlässigen Arbeiter dauerhaft in Deutschland blieben.
 
Gedankt hat man es ihnen nicht. Sie mussten die härtesten, dreckigsten, gefährlichsten und monotonsten Arbeiten machen – zu deutlich schlechteren Löhnen. In den ersten Jahren wurden sie außerdem in Baracken und Abbruchhäusern zusammengepfercht oder, umgeben von Stacheldrahtzaun, in umgebauten Lagern auf den Werksgeländen der Unternehmen.
Und als in den 70er Jahren die Krise begann, waren sie die ersten, die von den Unternehmen auf die Straße gesetzt wurden. Schon 1980 war die Arbeitslosenquote unter Ausländern um ein Fünftel höher als bei Deutschen.

Die ausländischen Kollegen waren die ersten Opfer der Krise und der Massenarbeitslosigkeit. Doch die Politiker stellen sie sogar noch als Verursacher der Arbeitslosigkeit dar.

Wir aber erleben in den Betrieben, wie es wirklich ist: Wir arbeiten hier Seite an Seite mit unseren Kollegen aus allen Ländern, halten gemeinsam die Fabriken, Krankenhäuser, Kaufhäuser am Laufen.
Und diejenigen, die uns dabei das Leben schwer machen und schaden, das sind die Unternehmer und die Regierungen. Die nämlich machen seit Jahren nichts anderes, als ständig zu entlassen, unsere Löhne zu kürzen, feste Jobs durch Leiharbeit und Minijobs zu ersetzen. Sie verursachen die Massenarbeitslosigkeit und die Armut!

Doch sie machen unsere Brüder und Schwestern türkischer oder arabischer Herkunft zu Sündenböcken, um von ihrer Verantwortung abzulenken und damit schon die nächsten Verschlechterungen für uns alle vorzubereiten. Deshalb ist jede Hetze und jeder Angriff gegen einen Teil der Arbeitenden immer ein Angriff auf uns alle.