Bei Prato in der Toskana arbeiten 50.000 Textilarbeiter*innen unter Bedingungen, die denen des 19. Jahrhunderts ähneln. Sie stellen dort die Luxus-Produkte für Prada, Armani, Gucci, Chanel oder Louis Vuitton her.
In den über 2.000, oftmals veralteten Textilfabriken arbeiten fast nur Migranten, vor allem aus China, Bangladesch, Pakistan oder Afghanistan. Die Bosse nutzen die Tatsache aus, dass viele keine legale Aufenthaltsgenehmigung haben, um sie gnadenlos auszubeuten: Sie arbeiten sieben Tage die Woche, 12 Stunden am Tag, für weniger als 1.000 Euro im Monat. Krankschreibungen oder Urlaubstage gibt es nicht. Teilweise wohnen sie in Schlafsälen direkt neben der Werkstatt.
Das alles übrigens mit der aktiven Unterstützung der Regierung Meloni. Diese rechtsextreme Regierung hetzt täglich gegen Migranten, macht sie für alle Probleme verantwortlich und verweigert ihnen legale Aufenthaltsgenehmigungen. Doch sie hat diese „illegalen“ Migranten gleichzeitig sehr gerne im Land, damit die Bosse sie grenzenlos ausbeuten können, für ihre Luxusprodukte „made in Italy“.
Die extrem unsichere Lebenssituation und die Überausbeutung haben nicht verhindert, dass Arbeiter*innen angefangen haben sich zu organisieren, um für bessere Bedingungen zu kämpfen. Auch als ein erster Kampf in einem Betrieb 2023 mit der Entlassung aller Arbeitenden endete, hat sie dies nicht entmutigt.
Diesmal haben sich Arbeitende aus mehreren Betrieben mit jeweils nur 20 bis 30 Beschäftigten zusammengetan und sind Anfang Juni gemeinsam in den Streik getreten: mit der Forderung „8×5“, für 8-Stunden-Tage und eine 5-Tage Woche.
Sie haben Flugblätter in verschiedenen Sprachen geschrieben, um sich an ihre Kollegen zu wenden. Und so hat sich der Streik innerhalb von vier Tagen auf 28 Betriebe und hunderte Arbeitende ausgeweitet. Mit dem Ergebnis, dass 24 dieser Sklaven-Fabriken am Ende „8×5“-Verträge mit Löhnen von über 1.000 Euro unterzeichnet haben.
Diese ersten Erfolge sind eine Ermutigung für alle, die unter dem Gesetz des „Dschungels von Prato“ leiden. Und sie sind ein Beweis dafür, dass die am stärksten ausgebeuteten Arbeiter*innen auch die kämpferischsten sein können.