Der Volkswagen-Konzern hat zwanzig Jahre lang ganz eng mit der Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985) zusammengearbeitet. Das haben Dokumente erwiesen, die vor kurzem in den Archiven der Militärdiktatur gefunden wurden. Sie belegen, dass Volkswagen seine Arbeiter systematisch ausspioniert hat: VW hat aufgeschrieben, welche Arbeiter höhere Löhne oder bessere Arbeitsbedingungen forderten, welche in der Gewerkschaft aktiv waren, ob sie heimlich Streiks planten oder man sie für ein Mitglied der Kommunistischen Partei hielt. Alle diese Informationen schickte VW regelmäßig an den Geheimdienst, der nichts mehr zu tun brauchte, als die Arbeiter zu verhaften.
Und auch dabei half Volkswagen ihnen. Der Werkzeugmacher Lucio Bellentani erzählt, wie er am Arbeitsplatz plötzlich einen Gewehrlauf im Rücken spürte. Hinter ihm standen ein Agent des Geheimdienstes und der Chef des Werkschutzes von VW, die ihn ins Personalbüro von VW führten und dort gemeinsam folterten, noch bevor Bellentani ins Gefängnis gebracht wurde.
Volkswagen und auch andere Konzerne pflegten ein enges und harmonisches Verhältnis zur brasilianischen Militärführung. Denn beide Seiten hatten das gleiche Interesse. Die Regierung bekam durch die Konzerne Informationen über mögliche Regierungskritiker, Gewerkschafter und Kommunisten. Statt unzuverlässige Spitzel bezahlen zu müssen, spionierte der VW-Werksschutz die Arbeiter gratis 8 Stunden pro Tag aus. Denn auch VW profitierte davon. Sie brauchten mögliche Störenfriede nur der Regierung zu melden, und schon wurden diese verhaftet, eingeschüchtert und gefoltert: Sodass sie VW nicht mehr dabei stören konnten, die Arbeiter schrankenlos auszubeuten.
Heute kommen diese Beziehungen ans Licht, weil die Diktatur seit 30 Jahren vorbei ist und eine Kommission jetzt, wo es keinem mehr schadet, diese Zeit untersucht. Doch eine so harmonische Zusammenarbeit von Diktaturen und deutschen Konzernen ist nicht nur Vergangenheit. Sie ist Gegenwart in vielen Ländern der Welt.