Ihre neuste Ausrede: die „E-Auto-Krise“
Nach VW haben nun die Arbeiterinnen und Arbeiter von Ford in Köln die Hiobsbotschaft erhalten, dass 2.900 der rund 12.000 Beschäftigten ihren Job verlieren sollen. Genau wie bei VW ist der Vorwand, dass Ford auf E-Autos umgestellt habe, nun aber nicht genug Autos verkaufen könne. Eine Lüge! Es kam heraus, dass Ford diese Entlassungen in Wahrheit schon seit vielen Monaten geplant hat. Außerdem entlässt Ford nächstes Jahr auch über zwei Drittel der Belegschaft seines Werks im Saarland. Und dort werden Autos mit Verbrenner-Motor hergestellt.
Das E-Auto ist nur die neuste Ausrede – nach so vielen anderen in den letzten Jahrzehnten – um weitere Entlassungen und Lohnkürzungen zu rechtfertigen.
Statt Entlassungen: Aufteilung der Arbeit!
Es stimmt zwar, dass VW und Ford etwas weniger Autos verkaufen. Doch was sie verschweigen: Es war eine ganz bewusste Entscheidung der Autokonzerne in Europa, fast nur noch große Autos zu bauen und die Preise drastisch anzuheben. Neuwagen kosten in Deutschland im Schnitt 45% mehr als noch vor fünf Jahren. Die Autobosse wussten, dass sie von so teuren Autos weniger verkaufen würden. Doch selbst wenn sie in Europa nun 20% weniger Autos verkaufen, verdienen sie an jedem Auto 45% mehr! Das hindert sie nicht daran, die gesunkenen Verkaufszahlen jetzt dreist als Argument dafür zu nutzen, dass die Arbeitenden der Autoindustrie auf Lohn verzichten oder gar ihren Arbeitsplatz verlieren sollen.
Es gibt keinen Grund, weshalb die Arbeitenden sich darauf einlassen sollten. In den letzten Jahrzehnten haben die Autobosse ständig Stellen abgebaut und gleichzeitig MEHR Autos produziert. Alle Arbeitenden mussten für den gleichen Lohn immer schneller, immer mehr arbeiten. Wenn jetzt also tatsächlich etwas weniger Autos gebaut werden, dann könnten sie in den Fabriken endlich mal wieder langsamer arbeiten, vielleicht auch kürzer – und zwar ohne Lohnverzicht.
Lohnverzicht rettet keine Arbeitsplätze
Sowohl bei Ford wie bei VW droht die Gewerkschaft mit „einem Arbeitskampf, den die Bundesrepublik so seit Jahrzehnten nicht erlebt hat“.
Ein solcher Kampf wäre die einzige Chance der Arbeitenden, ihre Haut zu retten! Doch leider können sie sich dafür gerade nicht auf die Gewerkschaftsführung verlassen. Denn die IG-Metall-Führung hat die Logik der Konzernbosse übernommen, dass die Werke „konkurrenzfähiger“ werden, sprich billiger produzieren und mehr Gewinn abwerfen müssten… und hat VW von vornherein Lohnverzicht angeboten.
Damit hat sie einen möglichen Kampf geschwächt, noch bevor er überhaupt begonnen hat. Sie hat all jenen, die sich gegen die Angriffe wehren wollen erklärt, dass sie am Ende auf jeden Fall verzichten müssten. Arbeiter, die von der ARD vor dem Werk interviewt wurden, waren hellsichtiger. Sie antworteten: „Lohnverzicht hat noch nie Arbeitsplätze gerettet.“
„Konkurrenzfähigkeit“: ein Argument zur Spaltung der Arbeitenden
Es ist noch schlimmer: Indem die Gewerkschaftsführung sagt, VW müsse „konkurrenzfähiger“ werden, sagt sie: Zum Erhalt der Arbeitsplätze müsse VW mehr Autos verkaufen und damit seine Konkurrenten (wie Ford) entsprechend weniger… auch wenn dann halt dort Werke geschlossen werden. Sie sagt im Grunde, die Arbeitenden könnten ihre Jobs nur retten auf Kosten der Arbeitenden anderer Konzerne. Dabei ist das Gegenteil der Fall! Es wäre so wichtig, dass wir Arbeitenden uns über die Unternehmen hinweg zusammen tun. Das ist heute besonders offensichtlich, wo wir Arbeitenden überall angegriffen werden. Wie viel mächtiger wären wir, wie viel wirksamer könnten wir unsere Interessen durchsetzen, wenn die Arbeitenden bei VW, Ford, Bosch, Schaeffler, ZF, Continental usw. zusammen streiken würden: gegen Werksschließungen, Entlassungen und Lohnverzicht.
Die Angriffe sind international, der Widerstand muss es auch werden
Und das gilt nicht nur innerhalb Deutschlands! Auch wenn sie uns versuchen einzureden, die Werke würden schließen, weil der „Standort Deutschland“ nicht konkurrenzfähig sei, werden die Arbeitenden in Wahrheit überall angegriffen. Der Volkswagen-Konzern schließt gerade ein Audi-Werk in Brüssel (Belgien), wogegen einige hundert Arbeitende von Audi und den Zuliefererbetrieben mit Bummelstreik, Protestcamp vor dem Werk und öffentlichen Aktionen protestieren. Wie viel besser wäre es für alle Beteiligten, wenn die VW-Arbeitenden in Deutschland und Belgien zusammen kämpfen würden? Und das ist kein Einzelfall: VW will ebenfalls 1-2 Werke in China schließen. Und Ford hat Entlassungen und Kurzarbeit in den USA angekündigt.
In Wahrheit sind die Arbeitenden der anderen Betriebe und Länder nicht unsere Konkurrenten, sondern Opfer wie wir – und die besten Verbündeten im Kampf gegen die Kapitalisten, für deren Profitgier wir bluten sollen.